Eisschollen (Eine Parabel)

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Menschen sind wie auf dem Meer schwimmende Eisschollen, die klagen vom Meer getrennt zu sein.

Sie bräuchten nur zu schmelzen...

Und die Eisschollen haben Ecken und Kanten, reiben sich aneinander, es rumpelt, knirscht und splittert, manche zerbrechen, bleiben aber weiterhin Eis.

Wie ruhig ist dagegen der einige Ozean.

Wenn viele Eisschollen da sind, ist es zu eng; ist eine Eisscholle aber ins offene Meer hinausgetrieben, fühlt sie sich einsam.

Dabei ist gerade diese Einsamkeit ihre grösste Chance zu schmelzen, sie ist nicht mehr in der Umgebungskälte der anderen Schollen sondern im offenen wärmeren Ozean.

Wenn sie erst am schmelzen ist, wird sie erkennen dass sie selbst Wasser des Ozeans ist wie die übrigen Schollen auch. Aber sie muss vollkommen schmelzen, denn selbst das winzigste Stückchen Eis glaubt sich immer noch in Trennung.

Und ganz geschmolzen kann sie in Liebe die anderen Eisschollen umspülen und tragen, denn sie ist zu dem geworden was sie schon immer war: dem Ozean.

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